6 Länder, 5000 Kilometer, 23 Tage so könnte man es in der Superkurzform schreiben, aber das wäre der Sache nicht gerecht. Also….
Wir müssen uns anpassen, Corona hat uns immer noch im Griff. Somit gibt es keine perfekte Planung, sondern nur eine Idee mit einer groben Route. Wir wollen in die französischen Seealpen, der Grand Route de Alps folgen, so ist die erste Vorgabe. Gleich schon die Einschränkung, die Inzidenzzahlen im Bereich der französischen Küste sind hoch. Damit gibt es die erste Veränderung im Plan.
Die ersten Tage unserer diesjährigen Urlaubstour führt und direkt nach Bayern, in den schönen Spessart. Eines unserer Lieblingshotels, das Waldhotel Heppe (https://waldhotelheppe.de/) liegt direkt auf der Route. Leider können wir erst am späten Nachmittag starten, so wählen wir die Variante „schnell“ und auch das Wetter spielt nicht mit. So sind wird gar nicht böse über die zwei Stunden Autobahn.
Die nächste Etappe führt uns in den Schwarzwald, Brigitte und Franz aus dem Hause Hotel Waldblick ( https://hotel-waldblick.de ) in Schenkenzell kennen wir schon über 15 Jahre, es ist immer wie ein bisschen „Nach Hause kommen“. Der Abend wird lang, mit Franz sitzen wir zusammen und haben viel Spaß mit einem neuen Würfelspiel. Leider hat sich das Navi von unserem Freund Tom in die ewigen „Jagdgründe“ verabschiedet, etwas Neues muss her. Damit verbunden ist die Verlängerung um einen Tag im Schenkenzell, denn sonntags hat Touratech zu. Wieder ist uns bei unserem Tagestrip der Wettergott nicht hold, und nachdem wir ein paar Motorradfahrern aus dem Graben geholfen haben, beschließen wir, den restlichen Tag bei Café und leckerer Schwarzwälder Kirschtorte zu verbringen.
Auf geht es nach Touratech in Niedereschbach. Machen wir es kurz: Neues Navi, neue Jacken, neue Hosen, neue …. Und weiter geht es in Richtung Schweiz. Glaubenbühlenpass und Grimselpass warten auf uns. In Ulrichen verbringen wir die Nacht.
Am nächsten Morgen erwartet uns zum ersten Mal die Sonne. Noch ist es ein bisschen kühl, aber das ändert sich im Laufe des Tages. Über den Großen San Bernhard geht es nach Italien. In Aosta schlagen wir unser Quartier auf. Endlich können wir abends draußen sitzen und genießen die kleine quirlige Stadt bei Bier und Pizza.
Neuer Tag, neues Land. Frankreich erwartet uns. Auf geht es über den Kleinen St. Bernhard und den Iseran zum Lac Du Mont-Cenis. Hier gibt es nicht nur wunderbare Aussichten über den See, sondern auch an einem kleinen Restaurant eine lokale Speise, wir dürfen das superleckere Tartiflette genießen. Mit vollem Bauch wollen wir den See umfahren, aber leider ist die geschotterte Südseite seit zwei Jahren für motorisierte Fahrzeuge gesperrt. Ungern drehen wir um. In Termignon finden wir ein kleines schnuckeliges Hotel namens L’Outa (https://hotel-outa.com) mit gemütlichen Sitzecken, leckerem Wein und gutem Essen.
Heute ist der Pässetag, gleich nach dem Frühstück geht es auf den Col Du Télégraphe, gefolgt vom Galibier und dann dem genialen Izoard. Alles bei blauem Himmel und Postkartenmotiven an jeder Ecke. In Vars wollen wir einen kleinen Kaffee zu uns nehmen und mal überlegen, wo wir heute Nacht unser Haupt betten. Dabei werden wir von Regen überrascht. Eine Weiterfahrt über den Col de Vars und gezwungenermassen dann über den Bonette wollen wir bei dem Regen nicht. Es stellt sich heraus, dass unser Caféstopp auch eine Herberge, speziell für Motorradfahrer, ist. Die freundlichen Gastgeber weisen uns nicht nur Zimmer zu, sondern auch noch eine Garage für unsere fahrbaren Untersätze.
Nun denn, wieder bei herrlichem Wetter geht es auf den höchsten Pass in den Alpen, den Bonette. Ein bisschen gemogelt ist es schon, denn der Bonette hat „nur“ 2715m über NN. Damit ist er nicht der Höchste, aber die Schleife namens Cime de la Bonette bringt uns auf 2802m/NN und damit erreicht man Höhengefühle.
Wie schon erwähnt, wollen wir nicht näher an die französische Mittelmeerküste. Ein neues Ziel muss her. Schon seit Tagen verfolgt uns virtuell via Facebook und Co. unser italienischer Freund Marco. Gracia und Marco haben vor vielen Jahren ihren Traum wahr gemacht, alles hingeschmissen und in der Nähe von Rimini ein kleines B&B, das La Fenice ( https://www.guesthouselafenice.it) speziell für Motorradfahrer eröffnet. Also schnell eine Route quer durch Italien gebaut und nach einem positiven Anruf wurden die Navis neu gefüttert. Emilia Romagna wir kommen.
Über den Col de la Lombarde verlassen wir Frankreich und kommen wieder nach Italien. Eine kleine Schleife über den Coll da Caccia, den Colle del Morti und den Colle d´Esischie fordet unsere ganze Aufmerksamkeit, die kleine, nicht mehr als zwei Meter breite Straße ist nicht mehr als eine Buckelpiste mit Schotteranteilen. Belohnt wird man mit fantastischen Aussichten. Ein B&B in Dronero dient als Unterkunft. Erwähnen müssen wir, die Osteria Rosso Rubino, (https://www.ristoranterossorubino.it) die wir auf der Suche nach Nahrung zufällig gefunden haben. Selten habe ich so gut gegessen wie an diesem Abend. Wir freuen uns schon auf ein weiteres Ma(h)l.
Es folgen zwei Tage im Piemont, wir waren noch nie hier, es ist beeindruckend, tausende von kleinen kurvenreichen Straßen, schattigen Wäldern und immer wieder kleine Pässe wie den Giova oder den Bocco. Die Erbauer der Straßen haben immer an uns Motorradfahrer gedacht, denn eine Gerade länger als 500m haben wir nicht gefunden.
Um mehr Zeit mit unseren Freunden in der Emilia Romagna zu verbringen, gehen wir für ein paar Stunden auf die mautpflichtige Autobahn. In Cattolica geht es wieder runter. Jetzt noch eine halbe Stunde und wir sind am Ziel angekommen. Gracia und Marco erwarten uns schon am La Fenice (https://www.guesthouselafenice.it/de/)
Fünf Tage verbringen wir hier. Die Gegend ist herrlich. Großartige Motorradstrecken, mediterranes Klima, nette Menschen, keine Verbotsschilder aber vor allem cucina italiana. Ausflugsziele gibt es zu Haufe. Erwähnt sei: Urbino, eine wunderschöne Altstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und der besten Eisdiele der Welt, der Officina del Gelato – Puro & Bio, (https://de-de.facebook.com/pg/officinadelgelatourbino/community/?ref=page_internal) oder San Leo mit einer großen Festung auf dem Berg gebaut, gleich in der Nähe von San Marino. Auch dieses Städtchen verdient es, besucht zu werden. Wer es abenteuerlicher mag, dem sei der Monte Nerone (1525m/N.N.) ans Herz gelegt. Es gibt mehrere Straßen, um auf den Berg zu kommen, eine Asphaltierte, eine Geschotterte und eine von der man sagen kann: „Das glaube ich nicht“. Die letzte genannte Variante ist maximal 1,50m breit und hat ca. 15-18% Steigung. Teilweise ist der restliche Asphalt weggebrochen und zu allem Überfluss wachsen auch noch Bäume auf der Straße. Fahrgeschick und Konzentration sind hier extrem gefragt.
Alles hat mal ein Ende, so auch diese wunderschöne Zeit. Wir müssen den Heimweg antreten. Erstes neues Ziel ist der Monte Baldo am Gardasee. Um nicht stundenlang durch die Poebene zu müssen, geht es wieder auf die Autobahn. Nach 3 Stunden hat die Quälerei ein Ende und es heißt wieder „Aufi geht´s! Nahe dem Bocca di Navene übernachten wir in einem Rifugio. Was für eine herrlicher Sonnenuntergang in ca. 1500m/ N.N.
Heute fahren wir nach Südtirol, unsere zweite Heimat. Über viele kleine und große Pässe, wie z.B. Serrada, Sommo und den Rollepass führt die Routen bis zum Fuße des Pellegrinopasses. Auch das Hotel Belvedere in Falcade kennen wir schon lange und können das nur empfehlen. (http://www.belvederehotel.info)
Am nächsten Tag freuen wir uns auf den höchsten Pass in Österreich, den Großglockner. Wir sind in den letzten Jahren immer wieder über dieses Meisterwerk der Straßenbaukunst gefahren und ich glaube, ich könnte sofort nochmal darüberfahren. Nirgendwo verbinden sich Berge und Streckenführung so perfekt. Wer gerne sportlich fährt kann das hier, wer gerne cruisen möchte bitte schön und die, die gerne Fotostopps lieben, hier geht es an jeder Ecke. Zwei Nachteile gibt es aber doch: Erstens, wenn das Wetter nicht mitspielt, dann ist es hier gefährlich. Ein paar Mal hatten wir so heftigen Nebel, dass ich mein Vorderrad nicht mehr gesehen habe. Auch Schnee gibt es in den Sommermonaten gerne mal. Zweitens der Preis. Zurzeit liegt die Maut bei 27,50€ pro Tag. Damit könnt ihr so oft über den Berg fahren, wie ihr wollt an einem Tag. Es gibt Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Berg. Also mein Tipp, Tagestour dahin planen, dort schlafen und am nächsten Tag, frühmorgens den Berg allein genießen, dann ist die Maut verkraftbar.
Leider wurde unsere Vorfreude getrübt. Genau an dem Tag, den wir geplant hatten, gab es eine Baustelle (Brückensanierung), so war der himmlische Berg gesperrt. Ergo mussten wir nicht nur die Route umplanen, sondern auch noch das am Vortag gebuchte Hotel stornieren. Die Höchststrafe ist aber statt Kurven und Kehren: Der Felberntauerntunnel! An dieser Stelle nochmals vielen Dank für das unkomplizierte Stornieren der Hotelzimmer. Wie schon erwähnt, holen wir die Übernachtung bestimmt nach. (https://www.lampenhaeusl.at) Ein neues Bett haben wir in Zell am Ziller gefunden. Hoch oben im Fügenberg mit herrlichen Aussichten.
Der kommende Tag bringt uns nach Deutschland zurück. Schnell noch die letzten Pässe wie den Kesselberg oder den Ammersattel genießen, dann sind wir im Allgäu. Leider erwischt uns das feuchte Nass von Oben wieder. Aber in unserer neuen Unterkunft gibt es einen Trockenraum. Die Betten sind bequem und das superleckere Essen hat die Chefin persönlich gekocht. Hier endet auch unsere Routenplanung. Bei Wein und Bier begeben wir uns auf die letzte Etappenplanung.
Wenn das Gute so nah liegt, sollte man zuschlagen. Tom, Bea und Ich wollen nochmal zurück in den Schwarzwald, also schnell ein Zimmer gebucht und auf geht es mit einem letzten Blick auf die wunderschönen Alpen. Die Strecke oberhalb des Bodensees ist bis jetzt die beste Alternative, die wir gefunden haben. Die nähergelegene B31 sollte man meiden, hier trifft sich alles, Autos, LKWs, Radfahrer, Ortsdurchfahrten und was sonst noch kreucht und fleucht. So fahren wir entspannt oberhalb von Ravensburg und vorbei an Tuttlingen in Richtung Schenkenzell. Der aufheiternde Abend auf der Anreise soll noch einmal wiederholt werden.
Eine Station haben wir noch, bevor wir wieder in Dortmund eintrudeln. Und wieder ist es das Waldhotel Heppe in Dammbach, welches uns ein Dach über dem Kopf gewährt. Bei klassischem Zwiebelrostbraten und leckerem Silvaner schlummern wir schnell ein.
Heute geht es nach Hause, Tom möchte noch mit seiner Familie ein paar Stunden verbringen, so geht er nach dem Frühstück auf die Autobahn und ist 3 Stunden später zuhause. Bea und ich genießen den letzten Urlaubstag noch ein wenig mehr und suchen die kleinen Straßen in Richtung Heimat. Ein letzter Kaffee im Sauerland direkt am Biggestausee und dann sind wir auch Daheim.
23 Tage und dieses Abenteuer ist zu Ende, aber wir haben noch so viele vor uns. Jetzt beginnt der Herbst, da wartet der „Goldene Oktober“ auf uns. So ein „Indian Summer“ hat auch was.