Quer durch Deutschland – Teil 2

Dienstag, ein herrlicher Tag, ich habe mich mehrere Monate auf diesen Tag gefreut. Endlich wieder in den Alpen. Heute ist Pässe fahren angesagt! Oberjoch, Gaichtpass und Hahntennjoch sollen unter die Räder kommen. Zur Abfahrt um 09:00 Uhr sieht es noch einigermaßen gut aus, leichter Regen stört keinen. Aber schon bei der Abfahrt vom Riedbergpass nach Sonthofen wird der Regen deutlich mehr. In Sonthofen geht die Welt unter. Starkregen mit viel Wasser auf der Straße machen das Fahren sehr ungemütlich. War hier nicht mal ein See namens Haldensee? Hmm, durch den Regen kann man nix sehen. Die Abfahrt des Gaichtpasses ist schon heftig –  eine Entscheidung muss her. Eine kurze Rast an der Tankstelle und eine Besprechung mit meinen beiden weiteren Tourbegleitern führt zu einer ersten „Dynamischen Routenänderung – DRA“ streiche Hahntennjoch, setze Fernpass. Der Höhepunkt des Tages weicht dem gehassten Ferndingsbumms. Aber die Entscheidung war richtig, mit einer 14köpfigen Gruppe, teilweise mit Fahrern ohne Bergerfahrung, ist es in unseren Augen einfach zu gefährlich.

Es kommt wie es immer kommt auf dem Bundesstraßenpass, ein Stau, juhu und wir stellen uns brav hinten an.  Langsam daran vorbei oder weiter im Regen stehen, das ist hier die Frage. Ein Hoch auf die Technik, das Radio meldet einen ca. 5 KM langen Stau mit Wartezeiten von ca. 1,5 Std.
Die Entscheidung ist einfach, wir fahren langsam am Stau vorbei. Was wohl die österreichische Rennleitung dazu sagt, an der wir vorbei gerollt sind? Na ja, vielleicht gibt es ja Post aus dem Nachbarland.

Der Tag wird besser, der Regen hört langsam auf, trocken kommen wir in der Dortmunder Hütte am Kühtai an. Hier gibt es den besten Kaiserschmarrn weit und breit. Nach einer warmen Pause geht es wieder bei 7°C auf den Bock. Am Walchensee gibt es eine kleine aber feine mautpflichtige Straße namens Jachenau. Immer am See entlang mit tollen Ausblicken auf das Wasser und die umliegenden Berge. Wenn es jetzt 15°C wärmer wäre, dann könnten wir eine kleine Abkühlung im See suchen. Aber wenn….. Nach dem Regentag und den tiefen Temperaturen im Sommer ist man schon über eine trockene Straße froh. Am Achensee vorbei, rein ins Zillertal und schon finden wir uns im Hotel Waldfrieden auf der hauseigenen Panoramaterrasse wieder. Nach einem Tourabschlußbier ist der Regen auch schnell vergessen. Abends können wir sogar noch draußen sitzen, wenn auch unter einer Decke. Morgen wird es bestimmt besser. Es kann ja nicht immer regnen.

Mittwoch! Dunkle Wolken, Regen klopft an das Fenster. Wir wollen gar nicht aufstehen. Die Zillertaler Höhenstraße steht als erstes auf der Tagesordnung, gefolgt von dem Alten Gerlospass. Na ja, erst mal frühstücken, vielleicht hört es ja auf. Trotz leckerem Frühstück werden unsere Wünsche nicht erfüllt. Die ersten Tourmitglieder melden sich ab, sie gehen in den Wellnessbereich und vergnügen sich dort. Ein paar Hartgesottene wollen sich auf den Weg machen. Also gut, Regenklamotten an und auf’i geht es. Zillertaler Höhenstraße wir kommen. Die Tante an der Mautstelle lacht und meint, es würde regnen, ob ich ihr gleich mit dem Regenschirm auf den Kopf haue?!! Was für ein Reinfall, durch Regen und Nebel kann man nichts sehen. Nach zwei Stunden und nassen Klamotten wollen die ersten plötzlich auch saunieren. Warum nur? Also wird die Gruppe nochmals kleiner. Heute kommt es ganz dicke. Der alte Gerlospass ist gesperrt, der Grund ist eine Baustelle. Also wieder eine DRA, der neue Gerlospass soll es werden. Unser Ziel ist mitten im wunderschönen Wandergebiet das Gasthaus Siggen. Urgemütlich, aber vor allem warm ist es hier im Gasthaus. Hier kann man lecker essen und ein wenig träumen, am besten über schönes Wetter. Der Rückweg sollte am Grossvenediger vorbei über Kitzbühl an Mayrhofen vorbei wieder zurück ins Zillertal gehen. Aufgrund der Wetterlage entscheiden wir uns für den deutlich kürzeren Rückweg, also die gleiche Strecke zurück. Komisch, von hier ist die alte Passstraße gar nicht gesperrt. Also nichts wie rauf da. Die Straße ist total saniert worden, die kindskopfgroßen Schlaglöcher sind weg, hier kann man auch mit Motorrädern mit weniger Federweg wieder ohne Probleme fahren.

Donnerstag, heute wollen wir ins Salzburger Land. Das Wetter ist besser geworden. Morgens ist es noch ein bisschen feucht auf der Straße, aber der Regen hat aufgehört. Juhuu, das wird ein toller Tag. Bei 20°C geht es wieder vorbei am Achensee und am Tegernsee in Richtung Schliersee. Rauf auf das Sudelfeld. Hier oben ist die Mittagspause geplant. Die Waller Alm wartet schon auf uns. Was für eine herrliche Aussicht hat man von hier, aber noch wichtiger: Wir können draußen in der Sonne sitzen und das leckere Essen genießen. Hier kommen wir bestimmt noch mal hin. Es geht am Tatzelwurm vorbei immer in Richtung Walchensee über den Kniepass, diese Bundestraße ist echt langweilig, aber wir wollen heute noch zur Scharnitzkehlalm und über die Roßfeld Höhenstraße. Die kleine Bergstraße zur Scharnitzkehlalm ist echt schön, tolle Aussichten. Nach einer Kaffeepause freuen wir uns jetzt auf das grandiose Panorama der Roßfeld Höhenstraße. ABER! Wie nicht anders zu erwarten fängt es wieder an zu regnen. Die Maut hätten wir uns auch sparen können. Bei Regen sieht man einfach nichts. Also ab zum Hotel. Ich brauch BIER, viel BIER!

Freitag! Wetter gut, kein Regen, mäßige Temperaturen am frühen Morgen. Zum Warmfahren machen wir uns auf den Weg durch die lieblich-schroffe Strubklamm in Richtung Hintersee. Das kleine Sträßchen ist genial, links hohe Bergwände, rechts die tiefe Klamm. Heute ist Seentag, an Seentagen kann man viel sehn, besonders Seen. Auf zum Vordersee, dem Fuschlsee, dem Wolfgangsee, am Mondsee vorbei zum Attersee. 22 KM immer am Seeufer entlang, wirklich schön, auch wenn es hier langsam mit Autos voll wird. Leider wird das auch unser letzter Tag in den Alpen. Komisch, gerade waren die hohen Berge noch zu sehen und plötzlich sind sie weg. In Enzkirchen finden wir einen kleinen Gastgarten unter schattigen Kastanienbäumen. Heute wollen wir standesgemäß über die Donau, selbstverständlich mit der Fähre. Leider macht uns auch hier der ausgiebige Regen einen Strich durch die Rechnung. Es regnet zwar schon seit gestern nicht mehr, aber die Donau führt trotzdem noch Hochwasser, was dazu führt, dass die Fährschifffahrt eingestellt worden ist. Holla, mit 13 Motorrädern durch Passau, ob das gut geht? Schnell teilen wir die Gruppe und fahren in zwei kleinen Gruppen weiter. In Egging am See treffen wir uns wieder. Hier ist die Kaffeepause geplant. Im Egginger See könnte man baden, aber vom Wasser haben wir die Nase gestrichen voll. Im Bayrischen Wald wollen wir in das wunderschöne Hotel in Bernried, den Reblinger Hof. Das Hotel hat eine der schönsten Panoramaterrassen weit und breit. Gutes Essen und tolle Zimmer. Der Abend endet auf der Terrasse bei einem leckeren Rotwein und guten Gesprächen.

Samstag. Nach einer geruhsamen Nacht und einem super Frühstück geht es frohen Mutes wieder auf die Achse. Quer durch die Oberpfalz an Cham vorbei zum Neubäuer Weiher. Erster Kaffee füllt den Koffeinverlust wieder auf. Auch die Oberpfälzer können Kurven bauen, haben wir festgestellt. In Hirschau gibt es ein kleines Schloss mit einem kleinen Gastgarten im Schatten. Das Städtchen ist lieblich anzusehen, viele wunderschöne Fachwerkhäuser und ein toller Markplatz. Frisch gestärkt wartet die Fränkische Schweiz auf uns. Ein geniales Gebiet zum Motorradfahren, immer an kleinen Bächen und Flüssen vorbei; hier werden unsere Reifen ordentlich warm. Kleine Dörfchen, mäandernde Flüsse und eine Straße, die immer dem Flussbett folgt. Echt schön hier. Unser Tagesziel für heute ist Rödental im Coburger Land, das Hotel Alte Mühle ist das letzte Etappenziel, morgen geht es wieder in Richtung Norden nach Hause. Aber erst noch ein hausgebrautes, naturtrübes Bier und ein gutes Abendessen. Bei lauen Temperaturen sitzen wir noch lange draußen und führen gute Benzingespräche.

Sonntag, die Gruppe löst sich auf, einige wollen schnell in Richtung Heimat, andere möchten noch ein paar Meter im kurvenreichen Gebiet des Thüringer Waldes und durch die Höhenzüge der Rhön cruisen. Heute am letzten Tag meint es der Wettergott besonders gut mit uns. Blauer Himmel mit keinen Wölkchen und satte 22°C, da macht das Fahren richtig Laune. Nach guten 2,5 Stunden sind wir an dem Autobahnkreuz Kassel angekommen. Noch eine gemeinsame Cola und das große „Tschüsssagen“ ist gekommen. Nach weiteren 2,5 Stunden sind alle gesund und munter wieder zu Hause angekommen.

Das waren, trotz des schlechten Wetters, schöne Tage. Die Idee, quer durch einige der schönsten Motorradgebiete zu fahren hat sich als großartig erwiesen. Wo findet man eine so abwechslungsreiche Landschaft wir bei uns, direkt vor der Haustüre? Mittelgebirge mit schönen Aussichtpunkten, verträumte Täler, liebliche Flusslandschaften und Kurven ohne Ende, alles das findet man bei uns. Man muss nur kurz um die Ecke fahren und schon beginnt das Motorrad-Abenteuer.

Vielen Dank, Josef, Michael, Hermann-Josef, Martin, Reimund, Berthold, Bettina, Heinz, Hermann, Jan und Norbert. Schön, dass Ihr dabei wart. Gerne sind wir wieder mit Euch unterwegs.

Ebenfalls einen großen Dank an die beste Sozia der Welt, Bea, ohne die niemals so tolle Fotos entstanden wären. An Tom, unseren Flügelmann. Dreizehn Motorräder zu führen ist anstrengend. Schön, dass wir uns immer abwechseln konnten. Zu guter Letzt gebührt ein Dank dem Motorradhaus Ems-Vechte und den vielen fleißigen Helfern, ohne die diese Tour nie zustande gekommen wäre.

 

 

 

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